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Vorschau 24h-WM Turin 11./12. April 2015

Mit einem Rekordfeld von zuletzt 337 gemeldeten Teilnehmern aus 41 Nationen wird am kommenden Wochenende in Turin zum 11. Mal die WM im 24h-Lauf ausgetragen. Gleichzeitig geht es für die Starter aus Europa um die entsprechenden EM-Wertungen und –Medaillen.
In der jüngeren Vergangenheit war der 24h-Lauf die Paradedisziplin für deutsche Ultraläufer und -läuferinnen. Das deutsche Team tritt in Turin als amtierender Europameister bei den Männern und Bronzegewinner bei den Frauen an. Erklärtes Ziel ist, mindestens je eine Medaille bei den Männern und Frauen zu holen.

Florian Reus ist als EM-Titelverteidiger und als WM-Dritter einer der Mitfavoriten für die Einzelwertung. Als Topfavoriten werden international jedoch Yoshikazu Hara (JAP) und Ivan Cudin (ITA) gehandelt. Yoshikazu lief Anfang Dez 2014 Asienrekord mit 285,366km und Ivan errang einen überragenden Sieg beim Spartathlon Ende Sep 2014. Der Titelverteidiger Jon Olsen (USA) ist nicht am Start, aber das macht das Rennen um die Medaillen nicht unbedingt leichter. Die Japaner schicken mit z.B. mit Takayoshi Shigemi und Tetsuo Kiso zwei weitere Podestkandidaten ins Rennen und sind damit in der 3er-Teamwertung klar favorisiert. Aber auch Australien mit seinem Spitzenläufer Barry Loveday (265,0 km) ist vom Leistungspotential in die Riege der grossen Ultranationen USA, JPN, FRA, RUS, GER, ITA und GBR aufgerückt. Neben Florian Reus laufen Christof Kühner, Oliver Leu, Günter Marhold, Stu Thoms und Michael Vanicek für die deutschen Farben.

Auch bei den Frauen fehlt die Titelverteidigerin Mami Kudo (JPN). Wiederum ist hier die Jahresbeste 2014 die Favoritin: Katalin Nagy (USA) mit im Dez erzielten 243,725 km gilt es zu schlagen. Am ehesten vielleicht von ihrer Landsfrau Traci Falbo (237,662 km), aber auch hier muss die überragende Spartathlon-Siegerin Szilvia Lubics (HUN) als Mitfavoritin gelten. Und wiederum könnte Australien mit Bernadette Benson und ihren 238,261 km eine große Rolle spielen. Bei der Teamwertung sehe ich die USA klar als Favorit, danach dürfte es zwischen GBR, FRA, JPN und AUS um die WM-Medaillen gehen. Das deutsche Frauenteam wird wie bei den beiden vorherigen WM/EM-Austragungen wieder mit SWE und evtl. noch HUN um EM-Bronze kämpfen. Und zwar mit Heike Bergmann, Julia Fatton, Marika Heinlein, Sigrid Hoffmann, Antje Krause und Antje Schuhaj.
Im Vorfeld dieser WM mussten die örtlichen Organisatoren den Ausfall ihres Chef-Organisators hinnehmen, woraufhin für die letzten 3 Wochen die Gesamtorganisation nochmals in völlig andere Hände gelegt wurden. Ich hoffe, dass bis auf ein paar administrative Verzögerungen z.B. bei der Zuteilung der Athletenhotels etc. die Qualität dieser WM nicht beeinträchtigt wird.
Es bleibt abzuwarten, wie die Strecke mit jeweils 6m Höhenunterschied pro 2km-Runde sich auf die Leistungen insgesamt und die minimalen Leistungsdifferenzen in der Spitze auswirken werden. Wir dürfen alle sehr gespannt sein – ab Mitternacht Samstag/Sonntag dürfte es langsam interessant werden. Und wie jeder gestandene Beobachter der 24h-Szene weiß: mit großen Überraschungen nach oben und unten muss man in dieser Disziplin immer rechnen – bis zur letzten Rennstunde. Deswegen glaube, hoffe und befürchte ich, dass die letzten Rennstunden in Turin wieder superspannend und nervenaufreibend werden.
Norbert Madry, DUV Sportwart und DLV Ultramarathonberater

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